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ddr-im-www » Personen » Hilde Benjamin
Hilde Benjamin![]() Geboren am 05. Februar 1902 als Hilde Lange in Bernburg (Saale), Tochter des kaufm�nnischen Angestellten Walter Lange und seiner Frau Adele. Elternhaus evangelisch, aber nicht religi�s gepr�gt, liberal-b�rgerlich und kulturoffen. 1904 Umzug nach Berlin. Zwei Geschwister (Heinz und Ruth). Sachsenwald- und Fichtenbergschule in Steglitz, Abitur (1921). Mitglied in der Wandervogelbewegung. 1921 - 24 Studium der Rechtswissenschaften. Ihre Studienwahl ist au�ergew�hnlich: Frauen wurden erst 1922 zum 2. Staatsexamen und damit zu juristischen Berufen zugelassen; die weiblichen Studenten waren eine verschwindende Minderheit, die oft feindselig behandelt wurde. Studiert an den Universit�ten Berlin, Heidelberg und Hamburg, Mitglied des Sozialistischen Studentenbundes. Hilde Benjamin muss sich ihr Studium teilweise selbst verdienen, was ihre Au�enseiterrolle, aber auch ihr soziales Engagement verst�rkt. 1924 Referendarsexamen (1. Staatsexamen) in Berlin; als Referenarin in der Jugendgerichtshilfe Berlin und im Frauengef�ngnis t�tig. 1925/25 Eintritt in die SPD. 1926 Ehe mit dem kommunistischen Arzt Georg Benjamin (Bruder des Philosophen und Schriftstellers Walter Benjamin), der 1942 im KZ Mauthausen ums Leben kommt; der sieben Jahre �ltere Mann pr�gt ihr Leben, wie sie in ihrer Biographie schreibt, ihr Leben entscheidend; durch ihn wird sie an die KPD herangef�hrt. 1928 Assesor-Examen (2. Staatsexamen). 1927 Eintritt in die KPD. 1929 (April) Zulassung zur Anwaltschaft; eigene Kanzlei im roten Arbeiterviertel Berlin-Wedding, eine typische "Laufpraxis" mit Ehescheidungssachen, Mietstreitigkeiten etc. 1930 Verteidigerin einer Beklagten, die sich vor dem Gericht f�r den Mord an SA-Mann Horst Wessel mitverantworten mu�; Anw�ltin der "Roten Hilfe". 1931/32 Lehrerin an der "Marxistischen Arbeiterschule", Engagement in ihrer "Stra�enzelle", der Grundorganisation der KPD. 1932 Geburt ihres Sohnes Michael (heute: Vorstandsmitglied der PDS). 1933 Berufsverbot. 1934 - 39 juristische Beraterin der "Sowjetischen Handelsvertretung" in Berlin; w�hrend des Krieges dienstverpflichtet als Angestellte in der Konfektionsindustrie. 1942 Tod ihres Mannes im KZ Mauthausen. Das Dritte Reich verbringt Hilde Benjamin sehr zur�ckgezogen und unauff�llig in Steglitz, vermutlich, um ihren Sohn zu sch�tzen. F�r Hilde Benjamin verk�rpert ihr ermordeter Mann "die" Partei; eine Kritik an der Partei oder gar ein Bruch w�re f�r sie einem Verrat an ihm gleichgekommen. Nach seinem Tod steht die Partei an erster Stelle f�r die Juristin, wie sie selbst in ihrem internen Lebenslauf 1952 f�r die SED schreibt. Mai 1945 Oberstaatsanw�ltin am Amtsgericht in Berlin-Steglitz-Lichterfelde. Oktober 1945 Vortragende R�tin der deutschen Zentralverwaltung f�r Justiz (kurz: DJV; die Sowjetische Milit�radministration - SMAD - hatte in ihrer Zone diese Verwaltungen eingerichtet, darunter die f�r Justiz). 1946 - 49 Leiterin der Kaderabteilung in der DJV. Mit R�ckendeckung der SMAD kann H. Benjamin einen gro�en Teil ihrer Vorstellungen �ber die Ausbildung von Volksrichtern durchsetzen, die nicht nur die Entnazifizierung beinhaltet, sondern eine "Demokratisierung", d.h. einen radikalen Austausch des Personals auf Kosten der alten Eliten und zu Gunsten in Schnellkursen ausgebildeter Arbeiter und Antifaschisten. 1946 Eintritt in die SED. 1948 Mitglied des Bundesvorstandes des Demokratischen Frauenbundes Deutschlands, Leiterin der Juristinnenkommission. 1949 - 53 Vizepr�sidentin des Obersten Gerichtes. Die SED-F�hrung hat wohl eine gewisse Abneigung gegen Hilde Benjamin, weil sie eine Akademikerin aus b�rgerlichem Hause ist, und auch ihre Linientreue und ihr aggressiver Eifer sind den Genossen suspekt. Der Sprung ins Politb�ro gelingt ihr nie. 1949 - 67 Mitglied der Provisorischen Volkskammer bzw. der Volkskammer, Leiterin der Gesetzgebungskommission, die Gerichtsverfassungsgesetz, Jugendgerichtsgesetz und Strafproze�ordnung von 1952 ausarbeitet. 1952 Dr. jur. an der Humboldt-Universit�t Berlin; Mitglied des Juristischen Arbeitskreises der Deutsche Akademie der Wissenschaften. 1953 Die Ereignisse des 17. Juni bringen f�r Hilde Benjamin eine f�hrende Position. Nachdem Justizminister Max Fechner �ber ein Interview gest�rzt war (er hatte auf das verfassungsrechtlich verbriefte Streikrecht hingewiesen), wird sie zu seiner Nachfolgerin ernannt. 1953 - 67 Justizministerin; eine ihrer ersten Aufgaben ist es, die Gerichte bei der Aburteilung der Streikenden vom 17. Juni zu steuern. Unter ihrer Leitung wird ein "Operativstab" eingerichtet, der zu allen wichtigen anstehenden Urteilen vorab konsultiert wird und seine Entscheidung telefonisch an die Richter weitergibt. 1954 - 89 Mitglied des ZK der SED. 1958 beginnt sie, sich vorsichtig von den Thesen des Stalinismus zu distanzieren, doch Ulbricht stellt sich gegen sie; Hilde Benjamin widerruft. 1962 Mitglied des Zentralvorstandes des Vereinigung Demokratischer Juristen. 1963 Vorsitzende der Kommission zur Ausarbeitung des neuen Strafgesetzbuchs. 1967 Vorsitzende der Gesetzgebungskommission beim Staatsrat. 1967 wird ihr nahegelegt, vom Amt des Justizministers zur�ckzutreten - pers�nlich tief verletzt zieht sie sich zur�ck. (M�glicherweise wollte Ulbricht die Hardlinerin bei seinen Ann�herungen an den Westen aus dem Weg haben; au�erdem hatte die von der Stasi verhaftete CIA-Agentin Gertrud Liebin ausgesagt, Hilde Benjamin sei lesbisch; die Stasi um Mielke �berpr�fte die Angaben und best�tigte sie.) ab 1967 Professorin und Leiterin des Lehrstuhls "Zur Geschichte der Rechtspflege der DDR" an der Deutschen Akademie f�r Staats- und Rechtswissenschaften "Walter Ulbricht" in Potsdam. Hilde Benjamin stirbt am 18. April 1989. Hilde Benjamin war Vorsitzende des Senats f�r erstinstanzliche Strafverfahren, an dem unter ihrem Vorsitz insgesamt 13 Urteile gesprochen wurden. Die sogenannten "Konzernprozesse" gegen die "Deutsche Continentale Gasgesellschaft" und gegen den Solvay-Konzern richteten sich gegen Mitarbeiter, die sich gegen die Enteignung gewehrt hatten. Die Verhandlungen fanden vor Publikum statt und endeten mit hohen Zuchthausstrafen. Viele weitere Prozesse drehten sich um Verfahren wegen Kriegs- und Boykotthetze (nach Art. 6, Abs. 5 der Verfassung), vor allem gegen Zeugen Jehovas und gegen Jugendliche (Mitglieder des "Bundes deutscher Jugend") sowie gegen die "Kampfgruppe gegen Unmenschlichkeit". Die Taten: Flugblatt-Verteilen, in einigen F�llen Planung von Anschl�gen. Die Urteile waren z. T. extrem hart: sehr hohe Zuchthausstrafen und sogar zwei Todesurteile, die auch vollstreckt wurden. Diese Verfahren pr�gten das Bild Hilde Benjamins in West und Ost. Ihre ber�chtigte Verhandlungsf�hrung (nach dem Vorbild des Staatsanwaltes der UdSSR und Ankl�ger Stalins in den Schauprozessen der 30er Jahre, Andrej Wyschinski) f�hrte zu dem Urteil in den Westen geflohener Juristen: "Wenn Hilde Benjamin einen Prozess leitet, wird gek�mpft. Nicht um das Urteil, daran ist nichts zu �ndern. Aber die Angeklagten ringen um einen Rest menschlicher W�rde, um ihre Haltung. Und gerade die will die rote Hilde vernichten." Ihre H�rte mag wohl ihren Ursprung in den Erlebnissen w�hrend der Nazi-Zeit gehabt haben. S�mtliche Prozesse wurden im Politb�ro vorbereitet, und die Strafe vor der Verhandlung bereits abgesprochen, anscheinend auch mit den "Freunden" aus der Sowjetunion. ![]() KommentareKeine Kommentare vorhanden.
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