Kampfgruppen (KG) |
Als Kampfgruppen wurden die bewaffneten Organe der Arbeiterklasse in den volkseigenen Betrieben, in den Maschinen-Traktoren-Stationen (MTS), den staatlichen Verwaltungen und Institutionen bezeichnet. Die offizielle Bezeichnung ab 1959 war Kampfgruppen der Arbeiterklasse. Die Mitglieder der Kampfgruppen hie�en K�mpfer. |
Die Bildung der Kampfgruppen,
deren Vorl�ufer die im zweiten Halbjahr 1952
aufgestellten Betriebs-Kampfgruppen bildeten,
geht auf das Jahr 1953 zur�ck. Dieses f�r die
DDR-F�hrung traumatische Jahr des "versch�rften
Klassenkampfes", in welches auch der "Aufstand
vom 17. Juni" f�llt, bildet den Anfang der
Ausbildung zu k�mpfenden Einheiten in den verschiedenen
Betrieben der DDR. Die Kampfgruppen waren die typische
organisatorische Erscheinungsform der
marxistisch-leninistischen Vorstellung der
"Volksbewaffnung" sowie der "bewaffneten
Arbeiterklasse". Unmittelbares Vorbild waren v.a.
der Rote Frontk�mpferbund (RFB), die von 1936 bis 1938
eingesetzten Internationalen Brigaden des Spanischen
B�rgerkrieges, sowie die im Juni 1924 gegr�ndete
Kampforganisation der KPD. Die bewaffneten Kr�fte der DDR bestanden bis 1952 aus
Dabei oblag der DVP
Diese Struktur gew�hrleistete nach der Meinung der Staatsf�hrung jedoch keinen ausreichenden Schutz f�r den unmittelbaren Arbeitsplatz. Dies stellte in den Augen der F�hrung eine Gef�hrdung der sozialistischen Strukturen dar, da vor Sabotage-und St�rman�vern des politischen Gegners kein ausreichender Schutz vorhanden war. Es ging vordergr�ndig um den Selbstschutz der Betriebe. Den letztendlichen Ausschlag f�r die landesweite Schaffung von Kampfgruppen bildeten schlie�lich die Erfahrungen des 17. Juni 1953, in dessen Verlauf die Sicherheitsorgane, jedoch auch die Parteiorganisationen in den Bezirken und Kreisen nach Meinung der SED-F�hrung in Berlin versagt hatten. Daher wurde auf der 14. Tagung des ZK der SED schon am 21.06.1953 die Bildung von Arbeiterwehren angeregt, und schlie�lich wurde auf der Folgetagung im Juli die Schaffung und Ausbildung von Kampfgruppen als bewaffnetes Organ der Arbeiterklasse in den oben genannten Betrieben, Verwaltungen und Institutionen beschlossen. Am 09.12.1953 erging im ZK-Sekretariat unter dem Vorsitz von Karl Schirdewan ein Grundsatzbeschlu� �ber die "Ausbildung der Kampfgruppen". Darin wurde bestimmt, da� die Sekretariate der SED-Bezirksleitungen f�r die Bildung der Kampfgruppen die Verantwortung tragen sollten, w�hrend die jeweiligen Kreisleitungssekret�re mit der Aufstellung und Registrierung der Kampfgruppen in den Kreisen betraut wurden. Die Teilnahme an einer solchen Kampfgruppe sollte freiwillig und eine ehrenvolle Auszeichnung zum Schutz der Partei und der Republik sein. Zum ersten Mal traten die K�mpfer der Kampfgruppen, uniform in blauem Overall und roter Armbinde mit der Aufschrift "Kampfgruppen", w�hren der Maiparade 1954 in der �ffentlichkeit auf. Die am 31.05.1955 festgelegten "Richtlinien �ber die Organisierung und Ausbildung der Kampfgruppen" des Politb�ros der SED sollte die Entwicklung der Kampfgruppen "zu einem wirksamen Instrument der Heimatverteidigung" einleiten. Aus den Ereignissen in Ungarn forlgerte das ZK der SED (14.11.1956), da� die Kampfgruppen ihre Aufgaben "gemeinsam mit der Deutschen Volkspolizei und erforderlichenfalls mit den Einheiten der Nationalen Volksarmee" l�sen sollten. Die "Bew�hrungsprobe" hatten die Kampfgruppen bei der Durchf�hrung der Sperrma�nahmen am 13. August 1961, dem ersten Tag des Mauerbaus. Eckdaten der Kampfgruppen im �berblick:
Das Ende der Kampfgruppen Gegen das eigene Volk wurden Kampfgruppen in gr��erem Ausma� - au�er beim Mauerbau - lediglich einmal eingesetzt, und zwar im Oktober 1989 in Leipzig. Jedoch zeigte sich schnell, da� die Distanz zwischen SED-F�hrung und Kampfgruppen weit gr��er war als der Abstand, den viele K�mpfer zwischen sich und den friedlich protestierenden Landsleuten (teils Kollegen, Freunde und Verwandte) sahen. Daher wurde schnell klar, da� sich die KGn f�r einen gewaltsamen Einsatz gegen diese nicht vorhergesehene Form der "Konterrevolution" eigneten. Nachdem am 01.12.1989 die DDR-Volkskammer den F�hrungsanspruch der SED aus der Verfassung gestrichen und zwei Tage danach Politb�ro und Zentralkommittee der SED zur�ckgetreten waren, ordnete der neue Innenminister, Generalleutnant Lothar Ahrendt, am 06.12.1989 die Entwaffnung der KGn an. Mitte Dezember 1989 beschlo� der Ministerrat der DDR, die T�tigkeit der KG-Verb�nde bis zum 30.06.1990 zu beenden. Die Umsetzung dieses Beschlusses durch den Innenminister sowie den Minister f�r Nationale Verteidigung erfolgte am 20.12.1989. Die Umsetzung wurde von der DVP durchgef�hrt. Die Kampfgruppen der Arbeiterklasse werden entwaffnet (Foto vom Dezember 1989). Die letzte Ausgabe des KG-Organs, des "K�MPFERS", erschien im November 1989. Die Einlagerung aller KG-Waffen bei der DVP und der NVA war im Februar 1990 abgeschlossen, die Ausr�stungen aus dem Besitz des einstmaligen MdI waren ebenfalls bis dahin dem neuen MfIA (Ministerium f�r Innere Angelegenheiten) zur�ckgegeben worden. Die zuletzt existierenden 189.370 K�mpfer der 2.022 KG-Einheiten waren Mai 1990 vollst�ndig demobilisiert. Das offizielle Abschlu�dokument dieses bewaffneten Organs der DDR bildete der "Bericht �ber die Beendigung der �T�tigkeit der Kampfgruppen der Arbeiterklasse�", welchen der Generalinspekteur der DVP, Generalleutnant Karl-Heinz Schmalfu�, am 23.05.1990 dem amtierenden Innenminister Peter-Michael Diestel vorlegte. Hinweis: Das Lied der Kampfgruppen ist in unserem Klangarchiv abgelegt. |
Quellen: Im Dienste der Partei. Handbuch der bewaffneten Organe der DDR. Diedrich, Ehlert, Wenzke (Hrsg.). Ch. Links Verlag, Berlin. 1. Auflage 1998. DDR-Handbuch, Herausgegeben vom Bundesminister f�r Innerdeutsche Beziehungen, Verlag Wissenschaft und Politik, o.O., 2. Auflage 1979. |
Diese Seite wurde erstellt am 15.02.99 und zuletzt aktualisiert am 14.11.03. Eine weitere Aktualisierung erfolgt demn�chst. |